Appalachian Trail

Im Sommer 2010 sind wir einen Teil des Appalachian Trails im Osten der USA gelaufen. Von Central Virginia ging es bis nach Pennsylvania hinein, insgesamt waren das knapp 500 Kilometer. Der Blog hält fest, was uns vor, während und nach der Tour bewegt hat:

2ter Teil Ausrüstung Appalachian Trail und Erfahrungsberichte

Die Unterkunft: Salewa Sparrow II, Mountain Equipment Classic Dragon 500, Evazote Isomatte Standard

Über das Salewa kann ich positiv berichten: Preis ok, Gewicht mit 2200 Gramm für zwei Personen ebenfalls ok, Verarbeitung prima, Aufbau leicht und auch im Regen möglich. Wir zwei Mädels hatten zum Schlafen auf jeden Fall genug Platz, auch wenn die Isomatten nicht ganz nebeneinander gepasst haben. In der Apsis kamen unsere Wanderstiefel unter, die Rucksäcke haben einen Müllsacküberzug bekommen und blieben draußen. Töpfe, Kocher und Nahrungsmittel mussten sowieso in den bear bag.
Wir haben insgesamt nur ein paar Mal gezeltet, drei Nächte aber hat es ziemlich geschüttet. Auch hier: Das Salewa hat uns nicht enttäuscht und Wind und Regen standgehalten.

Die Nachteile würde ich so zusammenfassen:
- für zwei Personen gerade noch ausreichend (man muss sich mögen)
- die Lüftung reicht nicht aus, innen sammelt sich Kondenswasser (hält sich aber in Grenzen)
- Gepäck passt nicht in die Apsis, die großen Rucksäcke müssen draußen bleiben

Der Mountain Equipment Classic Dragon 500 war im vergangenen Jahr ein echtes Schnäppchen, Globetrotter hatte den Daunenschlafsack um 60 Euro reduziert. (Google Analytics konnte gar nicht so schnell tracken, wie ich den Bestellbutton gedrückt habe...) Ich wollte einen Schlafsack, der bei wenig Gewicht möglichst warm hält und dabei günstig ist. Der ME Classic Dragon war damit die richtige Wahl für mich.
Natürlich: Für den Trail im Sommer hätte es vermutlich auch ein dünnerer und damit leichterer Schlafsack getan. Ich schlief meist mit offenem Reißverschluss und kuschelte mich erst in den Morgenstunden vollständig ein. Allerdings hatten wir auch drei, vier empfindlich kühle Nächte, wo ich froh war, einen dickeren Schlafsack dabei zu haben.
Kleine Anekdote: Unser Ex-Knacki hatte statt einem Schlafsack eine Fleecedecke dabei ("Ich war in Deutschland Hafenarbeiter. Ich brauch nix weiter."). In der Nacht wurde es allerdings so kalt, dass er jede Stunde aufstand und erst mal drei Runden um das Shelter rannte, um wieder warm zu werden. Er sah nicht fit aus am Morgen... :)

Ich jedenfalls bin mit dem Mountain Equipment Classic Dragon zufrieden: gute Passform (ich bin 1,72m), wenig Daunenverlust, gute Verteilung in den Kammern, kleines Packmaß. Ich hatte irgendwo gelesen, dass der Schlafsack ziemlich nach Gänsestall muffeln soll - das kann ich nicht bestätigen. Auch eine Wäsche mit Spezial-Daunenwaschmittel hat der Schlafsack unbeschadet überstanden.

Noch ein paar Worte zur Isomatte. Die meisten Hiker hatten natürlich eine Therm-a-rest-Matte dabei. Auf dem harten Shelterboden sicher eine Komfortentscheidung. Ich muss aber sagen, dass ich momentan noch sehr gut auf den Matten von Evazote schlafe. Isolierung ist super, Material so ziemlich unverwüstlich. Ich hatte die Isomatte draußen am Rucksack, damit war das Packmaß kein Problem. Gewicht ist mit 440 Gramm absolut in Ordnung.


Die Versorgung: Juwel Benzinkocher, Aloksak Odor Proof Bag, Aquamira Frontier Pro Wasserfilter

Was haben wir uns Gedanken wegen des Kochers gemacht. Gas ja oder nein, lieber Benzin oder nicht... Letztlich hatten wir uns aus zwei Gründen für den Juwel Benzinkocher entschieden:

1. billig.
2. Benzin gibt's überall, notfalls an der Tanke.

Für den AT aber ist Benzin keine gute Entscheidung. Die meisten Hiker benutzen Alkohol- oder Gaskocher. Die kleinen Stores am Trail sind darauf eingestellt und verkaufen deshalb nur noch selten richtiges "fuel" für Benzinkocher. Auch ist der Juwel mit 600 Gramm nicht gerade ein Leichtgewicht. Benzin ist außerdem eine schmutzige Angelegenheit, wir mussten öfter die Düse reinigen, da sonst gar nichts mehr ging. Das Vorheizen war ebenfalls eine nervige Sache. Moderne Benzinkocher haben ein Pumpsystem, der Juwel aber funktioniert etwas simpler: Man gibt Benzin oder Brennpaste in die Vertiefung rund um die "Brenneinheit", zündet das Ganze an, dreht dann den Hahn auf und steckt das entstehende Gas in Brand. Das ging leider nicht immer ohne Stichflamme vonstatten. Zwar kann man den Kocher ziemlich gut selbst in Schuss halten (Werkzeug und Ersatzteile sind dabei - und selbst wir konnten den Juwel auseinander - und viel wichtiger - wieder zusammenbauen) - aber letztlich war es doch ein anstrengendes Gefummel. Ich habe mir auf jeden Fall Mal ein Spiritus-Kochset von Esbit bestellt, das inklusive Kocher, Gestell, Topf und Tasse 400 Gramm wiegt. Ausprobieren konnte ich es noch nicht - ich berichte dann. (Die Hiker auf dem Trail hatten entweder Esbit, Trangia oder selbstgebaute Kocher aus Colabüchsen).

Die Aloksak Odor Proof Bags (drei Stück, 130 Gramm) waren eine praktische Sache. Wir haben Lebensmittel, Medikamente und Hygienesachen darin aufbewahrt. Allerdings sind zwei von drei Tüten innerhalb der ersten Woche am Verschluss kaputt gegangen und waren damit nicht mehr geruchssicher. Die meisten Wanderer auf dem Trail hatten wasserdichte Sea to Summit Beutel dabei, die sind leicht, praktisch und ziemlich robust. Zudem kann man die größte Variante prima als bear bag benutzen und am Rollverschluss aufhängen.

Der Aquamira Frontier Pro. Es war ein Trauerspiel, ehrlich. Ganze drei Tage hat der passiv/aktive Filter der Wildnis getrotzt. Und das heißt nicht, dass er diese Tage astrein funktioniert hätte. Ständig mussten wir schrauben und fummeln, damit das Wasser seinen Weg in die Trinkflaschen fand. Absolut unzuverlässig und reine Geldverschwendung. Die chemische Keule, für die wir uns dann entschieden haben, ist - meiner Meinung nach - viel besser als ihr Ruf. Wir hatten Aquamira-Tropfen und sind damit sehr gut zurechtgekommen. Der Geschmack war auszuhalten, die Reinigung dauerte 30 Minuten - für so viele Liter, wie man trinken möchte. Zudem werden nicht nur Bakterien, sondern auf Viren eliminiert. Nur bei ziemlich schmutzigen Wasser wird es unangenehm, da die Sedimente natürlich vollständig drin bleiben. Wir haben dann oft einfach unser Geschirrhandtuch als Vorfilter benutzt. Die anderen Wanderer hatten meist ebenfalls Tropfen dabei, viele auch die UV-Licht-Filter. Letztlich ist es wohl immer auch eine persönliche Entscheidung.

Hygiene, Medikamente und sonstiges Zubehör

Was wir uns hätten sparen können: Das Eubos Waschstück. Unterwegs auf dem Trail haben wir uns mit klarem Wasser gewaschen, später hatten wir auch Feuchttücher dabei. Auf den Campgrounds haben wir sowieso immer eine kleine Shampooflasche gekauft. Das Waschstück flog also nach ein paar Tagen in den Müll. Waschlappen und Outdoorhandtuch waren das Gewicht allerdings wert, darauf würde ich nicht verzichten. Ich hatte alles in xxs-Größe dabei, das hat ausgereicht. Alle Kleinigkeiten lassen sich auch in der Packliste nachlesen, es gab nichts, was wir nicht auch dankbar benutzt haben.

Medikamente hatten wir ziemlich viele dabei, Jules Freund ist nämlich Arzt und hat sie ohne 600 Gramm Tabletten, Salben und Pasten nicht auf den Trail gelassen. Zusätzlich hatte ich noch das Erste-Hilfe-Set dabei. Letztlich aber war ich dankbar, die meisten Sachen haben wir tatsächlich gebraucht. Vor allem Wundsalbe, Pflaster, Mullbinden, Tape, Schmerztabletten und Durchfallmittel sollte man im Gepäck haben. Die Antibiotika haben wir glücklicherweise nicht benötigt. Zukünftig würde ich in jedem Fall auch Calamine Lotion und ein Antiallergikum mitnehmen - mit Poison Ivy ist nicht zu spaßen. Ein wirksames Mückenmittel ist ebenfalls unverzichtbar (50 Prozent Deed reichen nicht!).